Der höchste Krankenstand seit einem Vierteljahrhundert – das melden aktuelle Studien Deutscher Krankenkassen. Die alarmierende Zahlen aus der Arbeitswelt zur physischen und psychischen Gesundheit von MitarbeiterInnen haben die gwt Starnberg veranlasst, das Thema für den Wirtschaftspreis Landkreis Starnberg in diesem Jahr in den Mittelpunkt zu rücken und Unternehmen mit einem herausragenden betrieblichen Gesundheitsmanagement auszuzeichnen.
Arbeitgeber haben nicht nur eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter:innen, sondern auch ein ganz eigenes Interesse an der Gesundheit und Zufriedenheit ihres Teams. Wer fit und ausgeglichen ist, kann konstant arbeiten und leistet mehr. Krankheitsbedingte Ausfälle treffen die von Fachkräftemangel ohnehin gebeutelte Wirtschaft massiv. Doch was kann ein Arbeitgeber tun, um positiven Einfluss zu nehmen? „Ein Obstkorb und den Arbeitsplatz ergonomisch gestalten, ist prima, reicht aber häufig nicht“, findet die Leiterin der Wirtschaftsförderung Annette von Nordeck, die nun für den diesjährigen Wirtschaftspreis auf der Suche ist nach Unternehmen, die sich im Landkreis mit guten Ideen und professionellen Konzepten für das Wohl ihrer Belegschaft engagieren.
Ob regelmäßige Check-up-Untersuchungen, Yoga im Büro, Mitgliedschaften in Fitnessstudios oder Ausstattung im Homeoffice, bei physischer Gesundheit lassen sich Maßnahmen scheinbar leichter finden. Psychische Erkrankungen sind nach wie vor eher unsichtbar: Hier heißt es sensibel sein, gut kommunizieren und Vertrauen schaffen, um MitarbeiterInnen eine gute und individuell passende Work-Life-Balance zu ermöglichen.
Die Pandemiejahre haben Digitalisierung im Arbeitsleben enorm vorangebracht – mit positiven wie negativen Folgen: Arbeiten wird schnelllebiger, das bedeutet auch mehr Stress. Homeoffice-Tage mit Online-Meetings sind heute gang und gäbe. Das spart Kosten, lange Arbeitswege und Geschäftsreisen. Doch wer ganze Arbeitstage ausschließlich vor Bildschirmen verbringt und stundenlang in Teams-Calls hängt, kann direkt Termine beim Orthopäden und Augenarzt vereinbaren. Trotz vieler Teilzeitangebote der letzten Jahre, ist die Arbeitsleistung insgesamt in vielen Familien gestiegen: Im Gegensatz zum Alleinverdiener-Modell von früher sind heute in der Regel beide berufstätig. Annette von Nordeck sieht hier eine Verbindung zum Wirtschaftspreis im letzten Jahr, als es um die Förderung von Frauen in Führungspositionen ging: „Wenn beide Partner beruflich erfolgreich sein wollen, muss das gesamte System Familie neu organisiert werden, das geht weit über die reine Betreuung kleiner Kinder hinaus.“
Bis zum 21. Juni 2023 können Unternehmen aller Branchen im Landkreis vorgeschlagen werden, die Finalisten werden dann von der 9-köpfigen Jury persönlich besucht. „Um den unterschiedlichen Möglichkeiten der Firmen Rechnung zu tragen, werden auch in diesem Jahr drei Preise vergeben, die sich nach der Anzahl der MitarbeiterInnen richten“, ergänzt gwt-Chef Christoph Winkelkötter.
Die Verleihung findet in diesem Jahr am 23. November in Starnberg statt.
Unter den neun Finalisten für die Wahl zum Wirtschaftspreis Landkreis Starnberg hat die 3M GmbH am Standort Seefeld die Jury des Wirtschaftsforums beim Besuch vor Ort am meisten überzeugt. Das Thema „Role Models – Unternehmensvorbilder für frauenorientierten, profitablen Vorsprung“ stieß auf enorme Resonanz, das Gremium war begeistert von den eingereichten Bewerbungen. Erstmals wurde auch ein vorbildliches „Role Model“ gekürt – Lisa Bittighofer der Naked Minds GmbH in Herrsching.
Am Abend des 9. November 2022 wurde in einer feierlichen Preisverleihung mit rund 120 Gästen in der Evangelischen Akademie Tutzing der Preis an das Unternehmen 3M übergeben. Als Speakerin sprach Sissi Banos, eine Expertin für Gender und Diversity, über das Thema „Frauen-Förderung – braucht es heute so etwas noch?“, bevor die neun Finalisten von Annette von Nordeck und der Vorsitzenden des IHK-Regionalausschusses Katja Lindo Roever vorgestellt wurden.
Zum Gewinner-Unternehmen 3M sagt Annette von Nordeck, Leiterin Wirtschaftsförderung der gwt Starnberg: „Das Thema Diversity und die Förderung und Be-förderung von Frauen wird hier bei 3M in Seefeld wirklich gelebt, das hat man bei unserem Besuch sofort gemerkt. Uns als Jury hat es wirklich begeistert, wie vielfältig die Kommunikationsplattformen auf lokaler und regionaler Ebene sind. So sind die weiblichen Führungskräfte kontinuierlich sichtbar und ansprechbar.“
Überzeugt hat 3M unter anderem mit seinem Women-Leadership-Forum auf lokaler, regionaler und globaler Ebene, der Bildung von „Diversity, Equity & Inclusion Teams“, zahlreichen Mentoren-, HighPotential- und Leadership-Programmen und dem flexiblen Arbeitszeit- und Arbeitsort-Modell „Work your way“. Im Nachgang zur Preisverleihung werden die Preisträger plus die weiteren acht Finalisten sowie PressevertreterInnen zum Aufbau eines regionalen Netzwerkes eingeladen, um voneinander zu lernen und so das Thema weiter voran zu bringen. Treffpunkt wird LA VILLA am Starnberger See sein. „Mir persönlich hat bei unserem Preisträger 3M vor allem der internationale Ansatz gefallen, Women-Leadership-Foren zu bilden mit weltweiter Vernetzungsmöglichkeit und Frauen mit Mentoring- und Coaching-Programmen zu unterstützen“, so Katja Lindo Roever.
Neu in diesem Jahr: nach dem der Begriff „Role Model“ im Titel des diesjährigen Mottos auftauchte, wollte die Jury eine Frau, die als Vorbild agiert, besonders auszeichnen. Hier ist die Entscheidung auf Lisa Bittighofer der Naked Minds GmbH gefallen. Über ihre Vision sagt sie: „Wir machen Unternehmerinnen, um Frauen finanziell unabhängig zu machen. Lasst uns unser eigenes System machen, zu Bedingungen, die Familien zulassen, die in den Alltag passen und trotzdem Erfolg bringen."
Alle neun Finalisten des Jahres 2022: audEERING GmbH, Deutsche Aircraft GmbH, 3M Deutschland GmbH, FortSchritt-Konduktives Förderzentrum gGmbH, Naked Minds GmbH, PARI GmbH, RAYLASE GmbH, REICHHART Logistik GmbH, Vectoflow GmbH